Pünktlich zum Jahrestag des Massakers an den Armeniern sendet Ankara nicht Gesten der Einsicht, sondern Verhärtung: Die türkische Führung wehrt sich immer noch mit Händen und Füßen dagegen, die Massaker von 1915-17 als Genozid zu bezeichnen, im Ausland wie im eigenen Land. So haben die türkischen Behörden bei der EU-Kommission jetzt offenbar Beschwerde gegen ein subventioniertes, deutsches Konzertprojekt zum Armeniermord eingelegt und wollen den Begriff „Völkermord“ dort nicht verwendet wissen. Dass ihnen das gerade jetzt einfällt (das Stück wurde letztes Jahr ohne Beschwerden schon in Berlin aufgeführt), dürfte nicht zuletzt mit Merkels Einlenken im Fall der Meinungsfreiheit zu tun haben. Denn wenn schon die Kanzlerin nicht Stellung dazu bezieht, was Satiriker in Deutschland dürfen sollen und was nicht – ja dann kann man es ja auch bei der EU probieren, hat Erdogan vielleicht gedacht. An diesem 24. April begehen die Armenier den 101. Gedenktag zum Massenmord an ihrem Volk. Von ernsthafter Vergangenheitsbewältigung ist die Türkei heute immer noch weit entfernt. So fehlt nicht nur ein Schuldeingeständnis von offizieller Seite, die Volksgruppe kann am Bosporus auch weiter ungestraft als Feindbild konstruiert werden. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Journalismus
Mittelmeerflüchtlinge: Preis für italienischen Journalisten
Pro Asyl verleiht dem italienischen Journalisten Fabrizio Gatti an diesem Samstag im Frankfurter Haus am Dom den Menschenrechtspreis. Gatti habe bei seinen Recherchen zu Flüchtlingsdramen auf dem Mittelmeer zahlreiche Verstöße gegen die Menschenrechte aufgedeckt, begründet die Stiftung ihre Wahl.
Seid so frei und wehrt euch
JOURNALISMUS / Es muss heute generell kritischer, politischer und origineller sein im Programm. „Und das kriegen wir nur hin, wenn die Arbeitsbedingungen der Journalisten besser werden“, sagt der ARD-Fernsehjournalist Hans Jürgen Börner. Anne Kathrin Thüringer und Roman Kern haben mit ihm und drei anderen Kollegen über die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen freier Journalisten in Deutschland gesprochen.
In dem auf vocer.Medien.Kritik.Debatte erschienenen Dossier wird u.a. deutlich, wie sich die Ausbeute am Ende auch negativ auf die Qualität des Produktes auswirkt. Weiterlesen
Good news, aber wirklich
JOURNALISMUS / Schreibt mehr „good news“! Unter dem Stichwort „Constructive Journalism“ wird in der Journalismusbranche aktuell der Ruf nach Themen und Geschichten lauter, die nicht mit Blutvergießen, Skandalen oder Fehlentwicklungen zu tun haben, sondern mit dem Geglückten und Hoffnungsvollen. Rosa Brille oder fällige Korrektur? Weiterlesen
Leidmedien oder Sprache schafft Wirklichkeit
JOURNALISMUS / Sprache schafft Wirklichkeit. Das wusste nicht nur Wittgenstein, sondern es wissen vor allem die Menschen, die unter ihr leiden. Viele, die es besser wissen müssten, wissen es oft nicht. Leider auch im Journalismus. Zum Beispiel beim Berichten über Menschen mit Behinderung. Weiterlesen