Sie arbeiten in vielen Ländern am härtesten, sorgen für Familie und sozialen Zusammenhalt und sind doch am häufigsten auf der Flucht: Frauen. Auf einer Konferenz im Senegal diskutieren Caritas-Vertreter in diesen Tagen über das Phänomen der weiblichen Migration. Allein im Senegal gehen über eine Million Frauen wegen Armut vom Land in die Städte. Das berichtet der Generalsekretär von Caritas Senegal, Abbé Ambroise Tine. Ich erreiche ihn in Saly, wo in diesen Tagen eine Migrationskonferenz stattfindet.
„Im Senegal haben ca. 87 Prozent der Bevölkerung keinen Euro pro Tag, um zu leben. Viele Menschen können die Kosten der Gesundheit überhaupt nicht bezahlen. Die Kinder können auch nicht immer in die Schule gehen, weil die Eltern die Kosten überhaupt nicht übernehmen können. Und das Essen ist ja auch problematisch bei uns in der Sahelzone. Also, die Armut ist die Ursache dieser Migration.“
Misshandlung sei ein weiterer Grund, so Tine weiter. Gesetzlich habe es im Senegal zwar Fortschritte gegeben, so seien die Beschneidung von Frauen und Prostitution offiziell inzwischen verboten. Dennoch werde der Schutz von Frauen vor Ort aber nicht durch den Staat, sondern durch Hilfsorganisationen wie die Caritas geleistet. Es werde höchste Zeit, dass die internationale Konvention zum Schutz von Migranten und ihrer Familien von allen Ländern der Welt unterzeichnet werde.
„Die ist nur von 44 Ländern unterschrieben worden. Wir wollen jetzt durchgeben, dass alle Länder der Welt diese Konvention unterschreiben. Wir hoffen, es werden Gesetze gefunden, die die Frauen auf internationaler Ebene schützen. Eine Sache ist das Unterzeichnen, die andere, was auf politischer Ebene im Land selbst praktisch getan wird, um diese Frauen zu schützen.“
International fehlt immer noch eine Gesetzgebung, die speziell gegen sexuelle Misshandlung und die Ausbeutung weiblicher Arbeitskraft angeht. Ein Ergebnis des internationalen Expertentreffens soll ein Positionspapier mit konkreten Vorschlägen zur Verbesserung der Lage von Migrantinnen sein. Ein anderer Bereich ist Prävention durch Austausch: Indem man sich über die unterschiedlichen Erfahrungen mit Migration unterhält, soll dem Missbrauch vorgebeugt und das weltweite Hilfsnetzwerk der Caritas gestärkt werden. Die Konferenz mit dem Titel „The female face of migration“ – „Das weibliche Gesicht der Migration“ – geht noch bis zum 2. Dezember.
Interview für Radio Vatikan, 1. Dezember 2010.